2025-06-13 - Städtetour: Großau, Kelling, Karlsburg und Michelsberg

Das hervorragende Buffet in unserem ‚Mercure-Hotel‘ rief uns zum Frühstück. Wir frequentiertes es jedoch nur sehr moderat, obwohl alles sehr ansprechend aussah. Heute starten wir erst um 09:30 zu unserer Städtetour rund um Hermannstadt. Vier Städte standen heute auf unserem Programm:
 
1: Großau (rumänisch: Cristian)
Die im 13. Jahrhundert von Siebenbürger Sachsen gegründete Stadt hat derzeit ca. 4.100 Einwohner dessen Dorfbild von bunten Häusern im typischen sächsischen Stil geprägt ist.



 
Die Einwohner haben hier ein besonderes Hobby. Sie fühlen sich für derzeit 66 Storchennester in ihrem Dorf verantwortlich. Dazu werden Nester auf Leitungsmasten montiert, damit die Hausdächer von den aggressiven Ausscheidungen zu gut wie unberührt bleiben. Die Storcheneltern sind momentan im Stress, den sie müssen sich für ihre ein bis vier Jungtiere das Babysitten und Futterbeschaffung 24 Stunden am Tag teilen.





 
2: Kelling (rumänisch: Câlnic)
Auf der Fahrt von Cristian nach Kelling kamen wir durch Dörfer, die symbolisch für viele Dörfer in Siebenbürgen sind.



 
Kelling wurde ebenfalls im 13. Jahrhundert von Siebenbürger Sachsen gegründet und zählt derzeit ca. 1000 Einwohner. Die Hauptsehenswürdigkeit in Kelling ist die Burg Kelling (Cetatea Câlnic), eine gut erhaltene Wehranlage, ursprünglich als Adelsburg im 13. Jahrhundert erbaut, später von sächsischen Bauern übernommen und zur Kirchenburg ausgebaut.



 
Durch den Wehrturm hindurch betritt man den kleinen, aber feinen Burginnenhof, von dem aus alle Gebäude und Wehranlagen erreichbar sind. Wir wurden von der Burgherrin mit einem selbstgebrannten Schnaps empfangen.







 
Erbaut um 1270 von einem ungarischen Adligen, vermutlich Chyl de Kelling, war sie ursprünglich als Adelsresidenz gedacht und nicht als Kirchenburg. Von den Siebenbürger Sachsen wurde die Burg 1430 gekauft und zu einer Wehrkirche und Zufluchtsburg für das Dorf umgebaut. Die kleine Kapelle und der Vorratskeller geben heute noch Zeugnis davon.






 
Im Wehrturm befindet sich eine kleine Ausstellung mit Objekten die in der Burg und in der näheren Umgebung gefunden wurden.




 
3: Karlsburg (rumänisch: Alba Iulia)
Weiter ging es wiederum durch verschiede Ortschaften, die immer vom Stil der Siebenbürger Sachsen geprägt waren, bis nach Karlsburg.





 
Karlsburg hat heute ca. 63.000 Einwohner, war bereits in der Antike als römisches Apulum bekannt und Hauptstadt der römischen Provinz Dacia Apulensis.  Im Mittelalter war es das Zentrum des Fürstentums Siebenbürgen.
Zwischen 1715 und 1738 ließ der Habsburgerkaiser Karl VI. die gewaltige barocke Sternfestung „Alba Carolina“ erbauen, die nach ihm benannt wurde. In der Folgezeit bürgerte sich im Deutschen der Name Karlsburg, angelehnt an den Festungsnamen, für die gesamte Stadt ein.
 
Gleich vom Parkplatz weg, gelangt man zu den mächtigen, mit viel EU-Geldern renovierten Stadtmauern.


 
Der Zugang zur orthodoxen Krönungskathedrale erfolgt durch den weithin sichtbaren, der Kathedrale vorgelagerten Glockenturm.



 
Die Kathedrale wurde anlässlich der am 15. Oktober 1922 erfolgten Krönung von König Ferdinand I. und Königin Maria nach der am 1. Dezember 1918 erfolgten Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien von 1921-1922 erbaut und am 8. Oktober 1922 eingeweiht.
Der Innenraum beeindruckt durch reichliche Verzierungen mit orthodoxen Wandmalereien, Fresken und Mosaiken. Die Ikonostase ist aufwendig geschnitzt, mit traditionellen Ikonen der orthodoxen Kirche.






 
Nur wenige Schritte weiter befindet sich die römisch-katholische Kathedrale St. Michael, deren Baubeginn im 11. Jahrhundert und Vollendung im 15. Jahrhundert war. Die Maße von 93 Meter Länge, 23 Meter Breite und 20 Meter Höhe beeindrucken genauso wie die Schlichtheit der Ausstattung.






 
4. Michelsberg (rumänisch: Cisnădioara)
Nach so viel Kultur ging es wieder zurück nach Hermannstadt in unser Hotel, wo wir gegen 18:00 eintrafen. Jetzt hatten wir kurz Pause, denn um 19:00 fuhren wir in das nur wenige Kilometer entfernte Michelsberg zu einem besonderen Abendessen.
In Michelsberg, das ebenfalls im 12. Jahrhundert durch Siebenbürger Sachsen gegründet wurde und momentan ca. 700 Einwohner zählt, waren wir bei der Familie Henning zum Abendessen eingeladen. Diese Familie sind die Nachkommen der vor nun fast schon 1.000 Jahren hier eingewanderten Siebenbürger Sachsen.
Die Siebenbürger Sachsen sind eine deutschsprachige Volksgruppe, die seit dem 12. Jahrhundert in Siebenbürgen (rumänisch: Transilvania) lebt – einer historischen Region im heutigen Rumänien. Der Name ist geographisch irreführend, denn sie stammen nicht aus Sachsen, sondern aus verschiedenen Gegenden des damaligen Heiligen Römischen Reiches, vor allem dem Rheinland, aus Flandern, der Moselregion, Teilen von Luxemburg und dem heutigen Süddeutschland.
Diese Nachkommen haben viele Traditionen bewahrt und sprechen neben rumänisch, einen eigenen deutschen Dialekt und Hochdeutsch und besuchen die hier ansässigen deutschen Schulen.
 
Vom Parkplatz im Ort gingen wir ein paar Minuten bis zum Haus der Hennings, die im ehemaligen Posthaus wohnen. Dabei sahen wir wieder die landestypischen Häuser.




 
Wir wurden von den Hausleuten in ihrem Garten freundlich und mit einem Schnaps empfangen und in die Gaststube geleitet. Dort war schon für uns gedeckt und wenig später bekamen wir Rindsuppe mit Grießnockerln, Gulasch mit Kartoffeln und als Nachspeise Kuchen. Als Getränke bekamen wir offenen Weißwein und Flaschen mit Wasser und Weintraubenschnaps. Alles schmeckte wunderbar.



 
Nach dem Essen kam noch Hr. Henning Senior und erzählte aus dem Leben der Siebenbürger Sachsen, die es seit ihrer Ankunft in Rumänien immer sehr schwer gehabt haben, aber durch ihre Tüchtigkeit immer ein wesentlicher Bestandteil der Gesellschaft waren.
Sie litten unter den Türkenkriegen, dem Konflikt der Habsburger gegen die Osmanen, dem Nationalsozialismus, der kommunistischen Diktatur, um nur einige zu nennen.
Speziell nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Fall des Kommunismus verließen viele Nachfahren Siebenbürgen und leben nun hauptsächlich in Deutschland, Österreich und Kanada. Wir hörten gespannt seinen meist tragischen Geschichten zu und bewunderten ihn und jene, die noch immer dort wohnen.
 
Unsere heutige Tagesroute:


So viel haben wir uns heute bewegt: