Nach gutem und reichlichem Frühstück saßen wir alle im
Bus und konnten pünktlich um 09:00 abfahren. In Hermannstadt angekommen sind
wir um 17:30, also 8:30 Std. später. Zwar waren wir zwei Stunden davon auf
Pause oder Besichtigung, aber es bleiben immerhin noch 6:30 Std. reine
Fahrtzeit für ca. 280 Kilometer, für die normalerweise vier Stunden geplant
sind.
Grund waren Bau- und Sicherungsarbeiten an diversen
Straßenstücken, sowie viel Verkehr.
Schon kurz nach dem Verlassen des ‚Moxy-Hotels‘ gerieten
wir in stockenden Verkehr. Eigentlich kein Problem, da wir ohnehin unsere
Besichtigung von Bukarest von gestern fortsetzen wollten. Dabei sahen wir wieder
Bauten aus verschiedenen Epochen. Vereinzelt waren es Herrschaftshäuser, Villen,
Kirchen und moderne Bürogebäude, aber
es waren auch sehr viele Plattenbauten aus der Zeit der kommunistischen
Diktatur zu sehen.






Einen kurzen Fotostopp legten wir beim Parlamentspalast,
dem nach dem amerikanischen Verteidigungsministerium Pentagon, zweitgrößten
Verwaltungsgebäude der Welt, ein.
Es ist eines der markantesten und monumentalsten Bauwerke
Europas – ein Symbol für die Größenwahnarchitektur des kommunistischen
Rumäniens unter Nicolae Ceaușescu. Die Bauzeit dauerte von 1984 bis 1989 und Ceaușescu
hat darin nie gearbeitet, da er Ende 1989 exekutiert wurde.
Der Bau beinhaltet über 1.100 Räume und erreicht eine
Höhe von 84 m über der Erde und reicht für mehrere Bunkerebenen noch 92 m unter
die Erde. Vor Baubeginn wurde ein ganzer Hügel eingeebnet, 7 Km2 Stadtgebiet
zerstört, viele historische Häuser, Kirchen und Klöster abgerissen, sowie ca.
40.000 Menschen zwangsumgesiedelt.
Heute wird es als Sitz der rumänischen Abgeordnetenkammer
und des Senats, sowie für Konferenzen, Kongresse und Besichtigungen genutzt. Weiters
enthält es das Nationalmuseum für zeitgenössische Kunst (MNAC).





Es dauerte nicht lange, um an die Stadtgrenze zu gelangen
und die größte Stadt des Landes mit ihren ca. 1,9 Millionen Einwohnern, die wegen
der eleganten Architektur und des einst französisch geprägten Stils von ihren
Einwohnern liebevoll ‚Klein-Paris‘ genannt wird, hinter uns zu lassen.
Wir fuhren jetzt durch das ländliche Gebiet der Walachei nach
Norden bis zu deren Grenze, den Karpaten. In der vorerst flachen Landschaft
konnten wir viele Anbauflächen sehen, da die Böden hier besonders fruchtbar
sind.
Manchmal kamen wir auch an kleineren Dörfern vorbei. Der
Zustand der Häuser reichte von sehr schön, über ok bis zu sehr
renovierungsbedürftig. Die Mehrheit der Gebäude befand sich aber in gutem
Zustand.
Langsam näherten wir uns den Ausläufern der Karpaten. Die
Straßen wurden kurviger und die Landschaft hügeliger.
Eine willkommene Pause von der langen Busfahrt bot das 1388
gegründeter rumänisch- orthodoxe Kloster Cozia. Mittelpunkt der Klosteranlage
ist die Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit im byzantinischen Stil.
In der offenen Vorhalle sind noch sehr gut erhaltene
Fresken aus dem 14. Jahrhundert zu sehen. Leider darf im Kircheninneren nicht
fotografiert werden. Dadurch kann ich leider die Schönheit der dortigen Fresken
und Ikonenschnitzereien nicht herzeigen.
Rund um die Kirche sind Gebäude angelegt, in denen die
momentan 14 Ordensbrüder wohnen und arbeiten.
Wir fuhren jetzt lange Zeit dem Fluss Olt entlang. Das Olt-Tal
ist eine der wichtigsten natürlichen Durchbruchsrouten durch die Südkarpaten.
Durch diesen Durchbruch durch die Karpaten gelangt man von der Walachei nach Siebenbürgen.
Wir fuhren dem Fluss, der auf seinen 615 Kilometern 40-mal aufgestaut wird, entlang,
umgeben von schroffen Felsen, sanften Hügeln in der Nähe und die großen Gipfel
der Karpaten im Hintergrund.
Nachdem wir den Durchbruch durch die Karpaten teilweise
im Schritttempo überwunden hatten, ließen wir die Walachei hinter uns und
erreichten mit Talmaciu die erste Stadt in Siebenbürgen. Auf einem Rastplatz
wurden wir gleich mit lautem Geklapper empfangen. In direkter Nachbarschaft zum
Parkplatz hatte sich ein Storchenpärchen mit seinen zwei Jungtieren
niedergelassen.
Punkt 17:30 kamen wir endlich in Hermannstadt an. Kaum
hatten wir einen Parkplatz gefunden begannen wir mit unserer Besichtigungstour.
Die Stadt war um 1150 von sächsischen Siedlern gegründet worden. Gleich nach
der Besiedelung wurden die ersten Befestigungen angelegt. Die heute noch
sichtbaren Mauerreste stammen aus dem 14.-16. Jahrhundert.
Ganz prachtvoll ist jedoch der Historische Hauptplatz,
als wirtschaftliches, politisches und gesellschaftliches Zentrum seit dem 14.
Jahrhundert. Der Hauptplatz wird eingefasst von den prächtigsten Bauten und von
den Dächern fühlt man sich immer beobachtet.
Die Lügenbrücke bildet die Grenze zwischen der Oberstadt
für die ehemals herrschende Klasse und der Unterstadt, in welcher das gemeine
Volk lebte. Auf dieser Brücke darf nie die Unwahrheit gesagt werden, da sie sonst, laut Überlieferung, einstürzt.
Den Abschluss der heutigen Besichtigungstour bildete ein
Besuch der Evangelischen Stadtpfarrkirche bzw. Lutherische Kathedrale St. Maria. Erbaut ab dem 14. Jahrhundert im gotischen Stil
auf den Ruinen einer romanischen Basilika aus dem 12. Jahrhundert,
fertiggestellt um 1520 mit einem Turm von 73 Meter Höhe.
Die Kirche ist 53 Meter lang, 22 Meter breit und hat eine
Innenhöhe von ebenfalls 22 Metern. Die Kirche wirkt im Inneren durch die hohen
gotischen Spitzbögen und das Rippengewölbe sehr monumental, obwohl sie im
Vergleich zu westeuropäischen Kathedralen eher schlank gehalten ist. Der
Innenraum wird durch das Licht, das durch die spitzbogigen Fenster fällt,
besonders atmosphärisch. Hauptorgel von Wilhelm Sauer (1914/15), mit 78
Registern auf 4 Manualen, ist die größte Orgel in Siebenbürgen.
Es war schon 19:30 als wir die Tour beendeten und in
unser Mercure-Hotel fuhren und dort ein schönes Zimmer bezogen.
Da es heute kein gemeinsames Abendessen gab und uns der
Weg in irgendein Restaurant zu weit und zu umständlich war, beschlossen wir
alleine und gleich im Hotel zu essen. Das war eine gute Wahl, denn dass Abendessen
war nicht zu teuer und hat außerdem sehr gut geschmeckt. Edith nahm den
gebratenen Lachs und ich ein gerolltes Hühnerfilet. Beide Speisen wurden mit
ausgezeichnetem Gemüse serviert.
Unsere heutige Tagestour:
Soviel haben wir uns heute bewegt: