Heute begann unsere Tour erst um 09:30. Daher konnten wir
ein wenig länger schlafen und in aller Ruhe das gute Frühstücksbuffet genießen.
Pünktlich ging es los und unser Guide Bogdan führte uns
durch die Altstadt von Brasov und ließ uns an seinem umfangreichen Wissen
teilhaben.
Mit 250.000 Einwohnern ist Brasov (deutsch: Kronstadt)
die zweitgrößte Stadt in Siebenbürgen und wurde im 13. Jahrhundert von den
Siebenbürger Sachsen gegründet. Die mittelalterliche Altstadt ist gut erhalten
und von einer Stadtmauer mit Bastionen umgeben.
Nikolai-Kirche:
Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte 1292 und sie
wurde in ihrer heutigen Form zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert erbaut.
Der Friedhof gilt als einer der ältesten und wichtigsten
rumänischen Friedhöfe in Siebenbürgen. Er ist klein, aber eindrucksvoll, mit kunstvoll
gemeißelten Grabsteinen aus verschiedenen Jahrhunderten. Viele Grabmale tragen Inschriften
in kyrillischer und lateinischer Schrift. Einige Gräber sind mit Fresken und orthodoxen Symbolen
geschmückt.
Erste Rumänische Schule:
Gegründet im Jahr 1495 (erste urkundliche Erwähnung),
fand hier ab dem 16. Jahrhundert der erste Unterricht in rumänischer Sprache statt, zu
einer Zeit, als der Unterricht in Siebenbürgen meist auf Latein oder Ungarisch
erfolgte. Heute beherbergt das historische Gebäude das Museum der Ersten
Rumänischen Schule.
Strada Sforii, (deutsch: Schnurgasse):
Vorbei an altem Gemäuer, Häusern und Gassen gingen wir
zur Strada Sforii. Entstanden im 17. Jahrhundert und ursprünglich als Zugang
für Feuerwehrleute zwischen den Häusern der inneren Stadt konzipiert, ist sie heute
ein architektonisches Kuriosum und beliebtes Fotomotiv. Sie ist 80 Meter lang
und zwischen 111 cm und 135 cm breit.
Rathaus von Brașov (Casa Sfatului):
Ursprünglich errichtet 1420 als Rathaus der Siebenbürger
Sachsen, mit Verteidigungsfunktion, daher der markante Turm. Die Turmspitze war
früher der Beobachtungspunkt des Stadttrompeters und beherbergt heute das Historische
Museum von Brașov (Muzeul Județean de Istorie).
Hauptplatz von Brașov (Piața Sfatului):
Der Platz war seit dem mittelalterlichen 14. Jahrhundert
das Zentrum von Handel, Verwaltung und öffentlichem Leben. Hier fanden Wochenmärkte,
Gerichtsverhandlungen, Kundgebungen und sogar Hinrichtungen statt. Heute ist er
ein beliebter Treffpunkt mit Cafés, Restaurants und Souvenirläden und öfters Bühne
für Kulturveranstaltungen, Weihnachtsmärkte und Stadtfeste.
Schwarze Kirche (Biserica Neagră):
Der Baubeginn der Kirche, die ursprünglich als katholische
Marienkirche erbaut wurde, war 1383. Die Fertigstellung erfolgte im 15.
Jahrhundert unter maßgeblicher
Mitwirkung der Siebenbürger Sachsen und wurde nach der Reformation zur evangelisch-lutherischen
Kirche.
Ihren heutigen Namen erhielt sie nach dem verheerenden Stadtbrand
von 1689, bei dem Ruß und Rauch die Außenmauern dunkel färbten.
Diese Kirche ist die größte gotische Kirche Südosteuropas
mit einer Länge von ca. 90 Meter und
einer Turmhöhe von ca. 65 Meter. Der Innenraum ist eine hohe, helle
Hallenkirche mit emporgestreckten Gewölben und barocken Emporen.
Die Orgel ist eine der größten mechanischen Orgeln
Rumäniens, erbaut 1839 von Carl August Buchholz (Berlin) mit über 4.000 Pfeifen
die einen besonders romantischen Klang erzeugen und die regelmäßige bei den in
Sommer stattfindenden Orgelkonzerten zu hören ist.
Im Kirchenraum hängen über 100 anatolische Gebetsteppiche
aus dem 17.–18. Jahrhundert, dies ist eine der größten Sammlungen dieser Art
außerhalb der Türkei.
Schwarzen Turms (Turnul Negru):
Erbaut im 15. Jahrhundert als Teil der städtischen
Verteidigungsanlagen und diente der Beobachtung und Verteidigung, insbesondere
zum Schutz des westlichen Zugangs zur Stadt. Der Name „Schwarzer Turm“ stammt
von einem Blitzeinschlag im Jahr 1559, bei dem der Turm schwarz verbrannte. Der
Turm ist heute renoviert und dient als kleines Museum und Aussichtspunkt und ihm
aus hat man einen hervorragenden Blick auf die Altstadt.
Nach der Führung durch die Altstadt hatten wir noch mehr
als genügend Freizeit um uns die Restaurants der Altstadt von innen anzusehen
und das schöne Wetter zu genießen.
Um 16:00 saßen wir wieder im Bus und fuhren eine gute
halbe Stunde zum ca. 30 Kilometer entfernten Schloss Bran.
Der Baubeginn des Schlosses datiert aus 1377. Obwohl es keinen
direkten historischen Beleg gibt, wurde Schloss Bran durch Bram Stokers Roman „Dracula“
zur Touristenattraktion. Die düstere Optik, die Lage auf einem Felsen und die
verwinkelten Gänge inspirierten die Vorstellung, dass dies das "Dracula-Schloss"
ist.
Seit 2009 ist das Schloss wieder im Besitz der Familie
Habsburg-Lothringen (insbesondere dem Dominic von Habsburg und seinen Zwillingsschwestern
Elisabeth Sandhofer und Maria Magdalena Holzhausen) und besitzt einen sehr
schönen Innenhof mit Brunnen.
Im Inneren erzählt das Schloss seine eigene Geschichte,
als mittelalterliche Grenzfestung, königliche Residenz und heute als liebevoll
gepflegtes Museum. Besonders gefallen haben uns die alten Möbel, die
Waffenkammer und die fantastische Aussicht auf das Umland.
Natürlich mussten auch ein paar Exponate zu Dracula
ausgestellt werden um die Existenz als Burg des Dracula zu rechtfertigen.
Von der schönen, gruseligen Burg fuhren wir zum Abendessen
in das nicht allzu weit entfernte Wolkendorf (rumänisch: Vulcan). Das Dorf
zählt heute etwa 3.000 Einwohner, die Mehrheit ist rumänisch. Nur noch wenige
Siebenbürger Sachsen, die den Ort 1344 gegründet haben, leben hier dauerhaft,
denn viele haben das Dorf in den 1990er Jahren verlassen. Die deutsche
Tradition lebt in Festen, Kirchenpflege und Besuch deutscher Rückkehrer weiter.
Zuerst besuchten wir die Evangelisch-lutherische
Kirchenburg. Dort machten wir einen Rundgang durch die erst kürzlich mit
EU-Geldern renovierte Kirche. Aufgrund der Auswanderung der sächsischen
Bevölkerung in den 1990er Jahren wird sie heute nur noch sporadisch für
Gottesdienste oder Veranstaltungen genutzt, jedoch von vielen Touristen besucht.
Die Wehranlage rund um die Kirche ist mit Schießscharten
und Lagerkammern versehen, die heute nur noch fragmentarisch erhalten sind.
Eine der großen Lagerkammern wurde zu einem Speisesaal
bzw. Schlafräumen umgebaut. Einige der deutschstämmigen Familien betreiben hier
einen Beherbergungsbetrieb. Um hier die lokale Wirtschaft zu unterstützen,
haben wir unser Abendessen hier eingenommen. Zwei Damen aus dem Dorf haben hier
in riesigen Töpfen für uns ausgekocht.
Die Damen servierten uns lokale Gemüsesuppe mit Speck, gefüllte
Paprika mit Tomatensauce und als Nachspeise Prügelkrapfen oder Baumkuchen oder
Baumstriezel oder wie immer man es nennen möchte. Alle aus unserer Gruppe waren
begeistert von diesem Essen, mit dem wir uns kulinarisch von Rumänien
verabschiedeten.
Bei der Fahrt von Wolkendorf zu unserem Hotel in Braslov
wurden wir noch mit einem schönen Sonnenuntergang beschenkt.
Unsere heutige Tagestour:
Soviel bewegt haben wir uns heute: